Wer wir sind und was uns bewegt



4 Fragen an Joesi
(Kindergartenpädagogin, Dipl. Heilkräuterpädagogin)
4 Fragen an Simone (Voksschullehrerin, Dipl. Natur- und Erlebnispädagogin)

1. Joesi,welche Erfahrungen haben dich dazu gebracht, Waldkreis ins Leben zu rufen?

Also angefangen hat’s eigentlich mit meinem Job im Tee- und Gewürzeladen. Die Produkte, die ich verkauft habe und die Schulungen, die ich machen durfte, haben mich so sehr interessiert, dass ich immer, wenn keine Kundschaft im Geschäft war, Kräuterbücher studiert habe... und als dann gesundheitliche Herausforderungen auf mich zukamen, war mein erster Weg intuitiv in den Wald. Die Natur hat mich aufgefangen und so durfte meine Liebe zum Wald immer größer werden. Schon damals wusste ich, dass ich diese Liebe und Begeisterung und die heilende Wirkung der Zeit in der Natur, mit anderen teilen möchte -ich wusste nur noch nicht auf welchem Weg.

Dazu kommen meine Erfahrungen als Pädagogin. Einmal hat ein Kind im Kindergarten ein Lagerfeuer im Garten nachgebaut und mich eingeladen mitzuspielen. Der Einladung bin ich natürlich gefolgt und ich habe das Kind auch gefragt, ob es denn mit seiner Familie ein Lagerfeuer gemacht habe. Im Dialog stellte sich heraus, dass das Kind ein Lagerfeuer im TV gesehen hat. Es wusste nicht, dass ein Feuer Wärme ausstrahlt und Geräusche macht. Das fand ich sehr traurig.  

Ein weiteres Beispiel ist eine Grußkarte, die ich von meinem Neffen (damals 8 Jahre) zum Geburtstag gekriegt hab. Ich hab mit ihm die Sandkiste geflutet und darin gegatscht oder beim Ausflug zum Bach eine kleine Schlammschlacht gemacht. Na jedenfalls stand dann auf der Grußkarte: „Liebe Tante Joesi, du bist eine coole Tante. Danke, dass du immer mit mir im Gatsch rumgatschelst.“

Was Menschen das Herz erwärmt, woran sie sich erinnern und was sie nachhaltig prägt sind Erlebnisse und Erfahrungen. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass Simone und ich gemeinsam einen Weg gefunden haben, Menschen den Raum zu öffnen, um zu Erfahren.


2. Was liegt dir bei diesem Projekt besonders am Herzen?

Bevor ich mich mit den Pflanzen, die in meiner Umgebung wachsen, beschäftigt habe, waren alles nur Pflanzen. Aber als ich nach und nach die Namen der Pflanzen und deren Wirkstoffe kennenlernen durfte, eröffnete sich mir eine ganz neue Welt. Plötzlich war das nicht mehr namenloses Grün, sondern beseelte Wesen. Ich gehe jetzt durch eine viel buntere und magischere Welt und möchte mein Staunen in die Welt tragen.

Zum einen möchte ich also Wissen vermitteln und Erlebnisse ermöglichen (wir werden bestimmt oft Lagerfeuer machen :) ), zum anderen ist mir Zeit sehr wichtig. In unserer hektischen Welt fehlt oft Raum fürs sich Vertiefen. Dadurch, dass wir diesen Raum schaffen wollen und darauf achten werden, dass die Gruppengrößen klein gehalten sind, geben wir Kindern, Erwachsenen und uns selbst die Möglichkeit, in individuelle Lernthemen bzw. zusammen ins Erfahren einzutauchen.

 

3. Lebst du Nachhaltigkeit auch im Alltag?

Mit Nachhaltigkeit beschäftige ich mich schon sehr lange und es klappt In vielen Bereichen recht gut und in anderen weniger.

Ich hab zum Beispiel mein komplettes Mobiliar gebraucht gekauft und bin sehr zufrieden damit :)

Mit meinen Liebsten wird regelmäßig Kleidung getauscht oder verschenkt und dadurch vorhandene Ressourcen genutzt und Freude bereitet.

Und natürlich halte ich mich selbst dazu an meinen Einkauf und Haushalt möglichst plastik-, verpackungs- tierleidfrei und regional zu halten.

Ich stelle an mich selbst den Anspruch zu tun was in meinem Rahmen möglich ist. Wenn jede*r etwas beiträgt, so unbedeutsam es auch erscheinen mag, können wir zusammen großes bewirken.

4. Worauf könntest du in deinem Leben nicht verzichten?

Auf das Gefühl von Wasser, Sonne und Wind auf der Haut. Es gibt kaum etwas, das mir mehr Freiheit und Leichtigkeit verleiht.

Auf Waldspaziergänge ganz allein, da kann ich zur Ruhe kommen, mich erden und mein Gedankenwirrwarr am besten sortieren.

Und auf meine Kindheitserinnerungen. Ich hatte das große Glück, dass ich meine Zeit als Kind nicht vor dem TV verbringen durfte (fand ich als Kind natürlich nicht ganz so cool wie ich es heute finde :D) , sondern draußen. Stundenlang hab ich im Bach Staudämme gebaut und mit meinen Freund*innen "den Wald bewohnt". Es war herrlich! :)

1. Simone, welche Erfahrungen haben dich dazu gebracht Waldkreis ins Leben zu rufen?

Ich liebe die Natur, den Wald, die Berge, die Ruhe, den Frieden und die Freiheit, die sie uns schenkt. Es macht mich immer traurig, wenn ich durch die Wälder wandere und achtlos werggeworfenen Müll liegen sehe. Aus diesem Grund habe ich in der Volksschule mit den Kindern viel in Richtung Naturschutz gearbeitet und sie haben es geliebt. Die Kinder sind von Natur aus fasziniert und bereit auf Mutter Erde aufzupassen. Es war schön, sie an unseren Waldtagen zu beobachten und auch spannend. Meistens kamen die Kinder voller überschüssiger Energie in den Wald und es wurde wild gespielt, geschrien, gelärmt. Nach 20 Minuten im Wald kehrte plötzlich Ruhe ein. Sie sind angekommen. Es haben sich Gruppen gebildet, es wurde gebaut, leise gespielt oder nur beisammengesessen. Sie waren ganz bei sich und zudem stärkte es die Klassengemeinschaft.

Und ein weiteres Erlebnis möchte ich auch noch teilen. Es hat geschneit, der erste Tag des Winters mit Schnee, es war sogar einiges an Schnee für unsere Verhältnisse in Wels. Am nächsten Tag fragte ich die Kinder, wer draußen im Schnee gespielt habe. 3 Kinder von 24 hoben die Hand. Drei von Vierundzwanzig. Hätte ich gefragt, wer am Vortag TV geschaut hat, wie viele Kinder hätten dann die Hand gehoben?
Mein Wunsch ist es, dass wir mit diesem Projekte den Kindern wieder mehr Naturerfahrungen schenken und sie dafür begeistern können.

2. Was liegt dir bei diesem Projekt besonders am Herzen?

Wenn ich viel in der Natur unterwegs bin, Sport mache oder einfach in die Ruhe des Waldes eintauche, hilft es mir mich selbst zu spüren und mich besser wahrzunehmen. Es ist ein gutes Gefühl. Ich denke, oft vergessen wir in der Hektik des Alltags, dass wir besser auf uns acht geben müssen. In der Natur wird dieser Stress langsam ausgelöscht, wenn man die tief verwurzelten Bäume betrachtet, das Summen von Insekten hört, den Vögeln zuhört, ein Bach rauscht oder auch zusieht, wie sich ein Kind im Wald ganz in sein Spiel vertiefen kann... es gibt mir ein gutes Gefühl von verwurzelt sein, von Frieden und Freiheit. Ich will dieses Gefühl in den Menschen wieder wecken, sie spüren lassen, dass wir mit der Natur verbunden sind und die Liebe wieder entfachen. Dazu hoffe ich, dass uns dies auch bei manchen gelingt, die Mutter Natur mit Füßen treten.

3. Lebst du Nachhaltigkeit auch im Alltag?

Ja, ich bemühe mich Nachhaltigkeit in unser Leben zu integrieren. Meine beiden Jungs wurden aus diesem Grund mit Stoffwindeln gewickelt (ich liebte es), wir achten beim Einkaufen darauf möglichst wenig Plastikverpackungen zu kaufen, unser Rad wird nicht eingewintert, denn fast alle kurzen Wege werden mit dem Rad gefahren. Die Kinder sitzen da (noch) im Radanhänger und genießen diese Fahrten sehr. Auch kaufen wir, wenn möglich, gebraucht ein und verpacken Geschenke gerne in Stoff. Mit den Kindern sammle ich beim Spazieren immer den Müll ein, den wir in der Natur finden. Nachhaltig leben ist nicht immer einfach und es ist bei uns noch vieles verbesserungswürdig, aber es sind schon Kleinigkeiten, die die Welt zu einem besseren Ort machen. Das ist unser Motto. Und langsam, Schritt für Schritt, werden wir gemeinsam daran wachsen.

4. Worauf könntest du in deinem Leben nicht verzichten?

Auf die Zeit mit meiner Familie, Kuscheleinheiten mit meinen Katzen, die Berge, mein Rad und
Vogelgesang :)